Während andere Webbrowser massiv auf die Integration von Künstlicher Intelligenz setzen, schlägt ein bekannter Akteur der Open-Source-Szene einen radikal anderen Weg ein.
Der Browser Waterfox, ein populärer Fork von Mozilla Firefox, hat kürzlich klargestellt, dass er sich dem aktuellen Trend zur „KI-Invasion“ im Browser-Kern widersetzen wird.
Während die Konkurrenz LLMs tief in die Benutzeroberfläche einwebt, positioniert sich Waterfox Ende 2025 als das Refugium für Nutzer, die Wert auf Minimalismus und kompromisslose Privatsphäre legen.
Waterfox sagt deutlich „Nein“ zu integrierten Sprachmodellen
Die Diskussion um KI im Browser wurde durch eine Ankündigung von Mozilla angeheizt. Der neue Mozilla-CEO Anthony Enzor-DeMeo verkündete kürzlich, dass Firefox in Zukunft stärker als „KI-gestützter Browser“ positioniert werden soll.
Geplant sind Funktionen wie integrierte Chatbots, automatische Zusammenfassungen von Webseiten und KI-gestützte Tab-Verwaltung.
Die Reaktion von Waterfox-Entwickler Alex Kontos ließ nicht lange auf sich warten. In einem vielbeachteten Statement stellte er klar: Waterfox wird keine LLMs integrieren.
„Full stop“, so die unmissverständliche Botschaft.
Damit reagiert das Projekt direkt auf die Skepsis vieler User, die in der zunehmenden KI-Integration vor allem eines sehen: „Bloatware“. Darunter versteht man Software-Ballast, der die Performance mindert und potenzielle Datenschutzrisiken birgt.
Warum ein Kill-Switch für viele nicht ausreicht
Mozilla versucht zwar, die aufgebrachte Community zu beruhigen, indem ein sogenannter Kill-Switch versprochen wird. Mit diesem Schalter sollen Nutzer alle KI-Funktionen in Firefox mit einem Klick deaktivieren können.
Doch für die Entwickler von Waterfox und deren Kern-Zielgruppe geht dieser Ansatz nicht weit genug.
Das Argument der Waterfox-Anhänger: Wenn eine Software bereits mit KI-Bibliotheken und Telemetrie-Schnittstellen für Cloud-Anbindungen ausgeliefert wird, ist die Angriffsfläche für Datenabflüsse bereits vorhanden. Egal, ob die Funktion optisch ausgeblendet wird oder nicht.
Waterfox verfolgt eine Philosophie der „Cleanliness“. Der Browser basiert zwar weiterhin auf der Gecko-Engine von Mozilla, wird aber gezielt um jene Komponenten bereinigt, die Nutzer als invasiv empfinden.
Dazu zählen neben der nun abgelehnten KI-Integration auch die standardmäßige Deaktivierung von Telemetrie und die Nutzung von datenschutzfreundlichen Diensten wie Oblivious DNS.
Version 6.6.6 und Fokus auf das Wesentliche
Mit dem jüngsten Update auf Version 6.6.6 hat Waterfox sowohl technische Stabilität bewiesen, als auch seinen Markenauftritt modernisiert.
Die Migration auf eine neue Domain und Website unterstreicht den Anspruch auf Unabhängigkeit. Während andere Browser versuchen, durch KI-Features neue Nutzergruppen zu erschließen, konzentriert sich Waterfox auf die Optimierung der Render-Geschwindigkeit und die Kompatibilität mit klassischen Erweiterungen.
Besonders für Nutzer im Bereich der Künstlichen Intelligenz bietet dieser „KI-freie“ Browser paradoxerweise einen Vorteil: Er ist ein neutrales Werkzeug.
Wer schon professionell mit KI arbeitet, benötigt oft keinen Browser, der mit eigenen KI-Layer dazwischenfunkt.
Waterfox liefert hier eine unverfälschte Umgebung, die Ressourcen schont und dem Nutzer die volle Kontrolle über die geladenen Skripte überlässt.
Fazit: Mut zur Lücke in einer KI-zentrierten Welt
Die Entscheidung von Waterfox, sich gegen die Integration von KI zu stellen, ist ein mutiger strategischer Schritt. In einem Markt, der fast zwanghaft nach „AI-First“-Lösungen strebt, besetzt der Browser eine immer wertvoller werdende Nische: die der digitalen Souveränität.
Für den KI-Sektor ist es ein interessantes Signal. Es zeigt, dass mit der Reife der Technologie auch der Wunsch nach KI-freien Zonen wächst. Orte im Netz, an denen die Werkzeuge wieder in den Hintergrund treten und die Inhalte der Nutzer im Fokus stehen.
Für Nutzer, die von den ständigen Update-Benachrichtigungen über neue KI-Features genervt sind, könnte Waterfox im neuen Jahr zur ersten Wahl für Browser werden.
Es bleibt abzuwarten, ob andere Firefox-Forks wie LibreWolf diesem Beispiel folgen werden. Waterfox hat hier allerdings zweifellos die Vorreiterrolle in der „Privacy-First, AI-Second“-Bewegung übernommen.
Quellen:
Alex Kontos, 16.12.2025: No AI* Here – A Response to Mozilla’s Next Chapter, abgerufen am 20.12.2025 von: https://www.waterfox.com/blog/no-ai-here-response-to-mozilla/?v=1
Liam Proven, 18.12.2025: Waterfox browser goes AI-free, targets the Firefox faithful, abgerufen am 20.12.2025 von: https://www.theregister.com/2025/12/18/firefox_no_ai_alternative_waterfox/